Die künstliche Intelligenz ChatGPT wurde vor nicht einmal drei Monaten eingeführt und brauchte laut Golem nur zwei Monate, um 100 Millionen Nutzer:innen in seinen Bann zu ziehen. Zunächst nur von der Fachpresse gelobt, sorgt die vermeintliche Wunder-KI nun auch in den Massenmedien für Schlagzeilen und entfacht eine neue Grundsatzdiskussion. Die Meinungen sind gespalten – vielversprechende Chancen stehen disruptiven Risiken gegenüber. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten des Chatbots vielseitig. Während sich Schüler:innen und Student:innen über die Unterstützung beim Aufsatzschreiben freuen, beklagen sich Professor:innen über die Nachvollziehbarkeit der selbst erbrachten Leistung.

Auch im täglichen Gebrauch einer Kommunikationsagentur bietet der Chatbot viele Möglichkeiten. Doch wie sieht es mit seiner Verlässlichkeit aus? Wir wollten es genau wissen und haben ChatGPT zwei Monate in unserem Agentur-Alltag getestet.

Welche Aufgaben kann ChatGPT übernehmen?

ChatGPT ist unter anderem darauf trainiert, möglichst realitätsgetreue Texte jeglicher Art zu formulieren. Das soll Kommunikator:innen einen erheblichen Brocken Arbeit abnehmen, denn die KI ist eines auf jeden Fall: schnell. Aber sind die Texte auch qualitativ gut?

Wir haben ChatGPT gebeten, eine alternative Einleitung für diesen Artikel zu schreiben. Hier der Textvorschlag von ChatGPT:

„Mit der zunehmenden Verbreitung von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen hat ChatGPT als eines der führenden Modelle in diesem Bereich Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es bietet eine Vielzahl von Vorteilen, wie die Fähigkeit, schnelle und präzise Antworten auf Fragen zu liefern, Probleme zu lösen und Konversationen zu führen. Trotzdem gibt es auch Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen von ChatGPT auf die Gesellschaft und die menschlichen Arbeitsplätze. In diesem Text werden die Chancen und Risiken von ChatGPT näher untersucht und bewertet, um ein umfassenderes Verständnis für dieses faszinierende und komplexe Thema zu erlangen.“

Thematisch ein durchaus passender Text. Jedoch fällt schnell auf, dass ein aktueller Bezug fehlt. Das liegt daran, dass die KI über einen begrenzten Wissenshorizont verfügt. Sie greift nicht einfach auf das Internet zu und sucht nach Antworten, wie es eine Suchmaschine erfüllen würde. ChatGPT wurde jahrelang mit Informationen von den Entwicklern gefüttert und kann daher nur auf einen Wissensstand bis ins Jahr 2021 zugreifen.

Kann ChatGPT kreative Storylines erstellen?

Für viele unserer Kunden produzieren wir Video-Content und erstellen dafür passende Video-Storyboards. Daher interessiert uns hier: wie kreativ ist der Chatbot bei der Erstellung von Storylines? Wir haben ChatGPT gebeten, ein Storyboard für ein Instagram Reel über Karneval in unserer Agentur zu verfassen.

Eigener Screenshot von SMART PR

Unseren Video-Experten fällt als erstes auf, dass diese Storyline für ein Reel zu lang ist. Ebenso fehlen genauere Angaben zu Szenenbild und Kameraperspektive. Zwar liefert ChatGTP lustige Ideen, doch fehlt ein genaues Konzept dahinter – es wirkt eher wie eine Ansammlung zusammengewürfelter Informationen.

Kann ChatGPT SEO-optimierte Texte schreiben?

Als Kommunikationsagentur schreiben wir auch immer wieder SEO-optimierte Texte, um auf Webseiten oder Blogs maximalen Traffic zu generieren. Auch in diesem Bereich kann ChatGPT unterstützen. Die Text-KI schreibt Meta Descriptions und kann sogar komplette Artikel mit Newscharakter formulieren, die bestimmte Keywords enthalten, die sie zuvor empfohlen hat. Jedoch fällt auch hier auf, dass seine generierten Artikel viel zu unpersönlich formuliert sind. Es fehlt der richtige Charakter.

Eigener Screenshot von SMART PR

Rechtsfragen bei ChatGPT

Wir haben den Chatbot gefragt: „Darf man deine Texte einfach übernehmen?

Darauf die Antwort: „Nein, OpenAI’s Lizenzbedingungen verbieten das Übernehmen von Texten, die von unseren Modellen generiert werden, ohne ausdrückliche Genehmigung. Es ist wichtig, die geistigen Eigentumsrechte anderer zu respektieren.“

Laut § 2 Abs. 2 des Urheberrechtsgesetz liegt jedoch nur geistiges Eigentum vor, wenn Texte von Menschen verfasst sind. Da ChatGPT auf Quellen zurückgreift, mit denen er zuvor von Menschen trainiert wurde, handelt sich darum um eine Vervielfältigung nach § 16 UrhG. Wenn man die KI-Texte also einfach übernimmt und diese dann auf einer Website o.Ä. veröffentlicht, spricht man von öffentlichem Zugänglichmachen nach § 19a UrhG. Daher sollte man die von ChatGPT generierten Texte nicht bedenkenlos und 1:1 übernehmen.

Fazit: Gut als Inspirationsquelle

ChatGPT kann durch einige Funktionen in der Tat eine gute Unterstützung für den Arbeitsalltag sein. Die KI schafft es beispielsweise grundlegende Informationen zu einem Thema schnell und geordnet aufzulisten. Vor allem wenn man nach Inspiration sucht, kann der Chatbot durchaus hilfreich sein.

Also, kann ChatGPT einen Content Creator ersetzen? Zugegeben, das Tool hat beeindruckende Fähigkeiten. Doch Stand jetzt, macht er einem erfahrenen und kreativen Content Creator oder Texter keine Konkurrenz. Dafür sind die Formulierungen einfach noch viel zu „basic“ und es fehlt am nötigen Feingefühl und Persönlichkeit für bestimmte Situationen.

Eins kann jedoch festgehalten werden: ChatGPT ist ein Gamechanger und bringt den Stein einer neuen KI-basierten Arbeitswelt ins Rollen. ChatGPT birgt unglaublich viel Potenzial und macht den Einsatz von KI massentauglich.

Ausblick und künftige Entwicklungen: Die Konkurrenz schläft nicht

Wie erwartet, bleibt OpenAI nicht lange der einzige Player im Markt von Text-KI. Bereits Ende Dezember 2022 trat DAN in den Wettbewerb ein. Während ChatGPT anstößige Inhalte blockiert, nimmt DAN sprichwörtlich kein Blatt vor den Mund, so ist der Name auch Programm: DAN steht für Do Anything Now. Es ist in der Lage, Verschwörungstheorien gutzuheißen oder gewaltverherrlichende Aussagen zu formulieren. DAN gilt als „uneingeschränkte“ Version von ChatGPT und ist daher nicht unumstritten.

Anfang Februar 2023 kündigte auch Google ein Konkurrenz-Produkt namens Bard an. Anders als ChatGPT, soll Bard auch auf aktuelle Google-Ergebnisse zugreifen können und könnte OpenAI schon sehr bald große Konkurrenz machen.