…oder warum WhatsApp zu Karneval als Snapchat geht.

Um diesen Witz zu erklären, müssen wir etwas zurückgreifen in der Geschichte der Social-Media-Bewegungen… Als die Studenten Bobby Murphy und Evan Spiegel aus Stanford die Idee für die App Snapchat (damals zunächst noch unter dem Namen Picaboo bekannt) hatten, dauerte es nicht sehr lange, bis Facebook-König Mark Zuckerberg auf die coole neue App aufmerksam wurde und ihnen einen Deal vorschlug. Murphy und Spiegel lehnten jedoch dankend ab und so gingen Facebook und Snapchat weiterhin getrennte Wege. Doch so leicht konnte Zuckerberg die Ablehnung wohl nicht auf sich sitzen lassen und kreierte die App Poke, die die gleichen Funktionen wie Snapchat besaß. Diese kam allerdings nicht gut an und verschwand eines Tages wieder klammheimlich aus den App Stores. Viele Experten fühlten sich natürlich an diese Geschichte erinnert, als Jahre später dann Instagram Stories gelauncht wurde – und nun soll es auch noch WhatsApp sein? Einige sehen die Meldung als Angriff auf den bevorstehenden Börsengang Snapchats, andere als völlig logischen nächsten Schritt.

Status gleich Story?

Was ist also neu für WhatsApp-Nutzer? Eine Statusmeldung gab es schon immer, bis jetzt war sie unter dem eigenen Profil zu finden und zu ändern. Man konnte entweder selbst kreativ werden oder aus den vorgegebenen Vorschlägen „verfügbar“, „beschäftigt“, „bei der Arbeit“ usw. wählen. Die meisten von uns hatten dazu auch immer mindestens eine Handvoll Freunde mit dem Status „Hey there I’m using WhatsApp“. Die Mühe, den Status regelmäßig zu aktualisieren, machten sich jedoch die wenigsten. Und genau das soll nun anders werden. Der Status ist jetzt nicht mehr unter Einstellungen unter dem Profil zu finden, wo man Bild und Nutzernamen aktualisieren kann, sondern bekommt einen eigenen Reiter bei iOS ganz links unten bzw. bei Android mittig oben. Hier kann man jetzt, wie bei Snapchat und Instagram Stories, nach Lust und Laune Videos, GIFs und Bilder hochladen, die sich nach 24 Stunden automatisch wieder löschen. Auch kann man einstellen, wer den Status sehen darf, beispielsweise nur bestimmte Kontakte. Darüber hinaus werden dem Nutzer angezeigt, welche seiner Kontakte seinen Status angesehen haben.

Brauchen wir das?

Die gleiche Frage stellten wir uns beim Launch von Instagram Stories. Und mittlerweile steht fest: Bereits über 150.000 von insgesamt über 600.000 Mitgliedern nutzen die Stories. Die User haben die Funktion also gut angenommen und in einigen Punkten hat Instagram damit – wie wahrscheinlich von Zuckerberg erhofft – Snapchat den Rang abgelaufen. So kann Instagram zum Beispiel seit einiger Zeit Links in die Stories einbauen, was für Unternehmen ein unschlagbares Argument bei der Zusammenarbeit mit Influencern darstellt. Zudem erspart man sich den bei Snapchat wirklich steinigen Weg, Kontakte aufzubauen, denn bei Instagram ist die Followerschaft ja bereits vorhanden. Zuckerberg scheint es mit Instagram Stories nun endlich gelungen zu sein, ein zumindest gleichwertiges Gegenstück zu seinen Konkurrenten geschaffen zu haben; aber was steckt nun bei WhatsApp dahinter? Fest steht für uns, WhatsApp muss cooler werden. Die App gibt es jetzt mittlerweile seit acht Jahren und hat sich seitdem kaum verändert. Eine große Debatte war natürlich die der Datenschutzprobleme, woraufhin sich einige Nutzer abwandten und auf vermeintlich sicherere Anbieter umsattelten – und nicht zu vergessen die Diskussion um die bösen „blauen Haken“ hinter gelesenen Nachrichten. Trotzdem erfreut sich der Messenger einer Masse von 1,2 Milliarden Nutzern. Und denen soll jetzt mehr geboten werden, die App soll wieder spannender und nicht als rein zweckmäßiger Nachrichten- und Bilderaustausch genutzt werden. Ob sich diese Strategie durchsetzen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zurzeit sind die Möglichkeiten der kreativen Verschönerung der Bilder und Videos noch sehr begrenzt – vor allem im Gegensatz zu Snapchat, das jeden Tag mit neuen Lenses überrascht, die man sich über das Gesicht legen kann. Ein klarer Pluspunkt für die Funktion: die Kontakte sind – wie bei Instagram Stories – bereits in ausreichendem Maße vorhanden. Wir brauchen kein neues Netzwerk aufbauen, wie es bei Snapchat der Fall ist. Aus Unternehmenssicht wird das neue WhatsApp weder Instagram noch Snapchat so schnell ersetzen. Auch wenn einige Unternehmen WhatsApp zu Newsletterzwecken nutzen und ihre Follower so auf dem Laufenden halten, ist für viele Kunden die Hemmschwelle noch groß, sich „privat“ mit einem Unternehmen zu vernetzen. Auch die Arbeit mit Influencern läuft hauptsächlich über die beiden anderen Plattformen.

Unser Fazit: Wenn WhatsApp sich selbst treu bleibt und auf das „private“ Alleinstellungsmerkmal setzt, wird es ein echter Erfolg. Unternehmen sollten in ihrer Kommunikation allerdings weiter auf Instagram Stories setzen.