Der Umgang mit unseren Daten im Netz ist ein oft diskutiertes Thema, denn wir geben oft viel von uns preis und haben trotzdem – zumindest gefühlt – nie die volle Kontrolle. Was aber überhaupt erst ins Web gelangt, sollte eine persönliche Entscheidung sein. Problematisch wird es also, wenn sich Dritte einmischen und wir plötzlich gar nicht mehr Herr der Lage sind.

So gerade wieder geschehen auf Fahrerbewertung.de, einem erst vor kurzem ins Leben gerufenem Portal, auf dem Verkehrsteilnehmer unter Angabe des Kfz-Kennzeichens beurteilt werden können. Falsch geparkt, zu schnell gefahren oder auch einfach nur irgendwie anders aufgefallen – all das und noch viel mehr kann Anlass geben für eine schlechte Bewertung. Doch geht das nicht irgendwie zu weit? Der Wahrheitsgehalt kann schließlich selten garantiert werden und irgendwie liegt die Vermutung nahe, dass auch mal willkürlich beurteilt wird.

Unfreiwillig an den (Auto-)Pranger gestellt

Klar gibt es hier Diskussionsspielraum – die Macher zum Beispiel argumentieren im Sinne eines gelasseneren Straßenverkehrs, in dem jeder auf den anderen achtet. Aber sieht so die Realität aus? Mit bereits – nach Angaben der Portalbetreiber – rund 30.000 Eintragungen, bei denen sowohl geografische Angaben als auch solche zum Autohersteller gemacht werden können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Urteile auf ganz anderer Basis gefällt werden. Und die können uns hart treffen. Schließlich ist auch ein Kfz-Kennzeichen Mittel zur Identifikation, die weit über das Web hinaus geht. So kann sich Nachbar A über Nachbar B oder auch Arbeitgeber über Arbeitnehmer informieren – und umgekehrt. Das wieder rum hat mitunter nicht nur Auswirkungen auf unsere Online-, sondern eben auch unsere Offline-Reputation. Und die wollen wir schützen.

Selbstjustiz als Folge von Verletzung der Privatsphäre

Das Bereitstellen von Daten Dritter im Netz ist vor allem auch dann immer wieder ein Thema, wenn es für den oder die Betroffenen weitreichendere Folgen im Privatleben hat. So werden immer wieder Fälle bekannt, in denen (online) Selbstjustiz geübt wird. Portale wie das oben genannte begünstigen solche Entwicklungen, die durch die Dynamiken des Web 2.0 schnell ganz andere Ausmaße annehmen können, als das, was wir offline gewöhnt sind. Sollten wir uns davor also nicht lieber gegenseitig schützen? Schließlich kann es ganz unfreiwillig jeden von uns treffen.