An dieser App führt zurzeit kaum ein Weg vorbei: Die App BeReal erobert die Sozialen Medien im Sturm. Unter anderem in Deutschland, Großbritannien und den USA findet sich die App aktuell stets unter den Top 3 der Downloads im Apple Store. Die meisten Nutzer finden sich dabei unter der berühmtberüchtigten Gen Z. Was aber steckt hinter der App, bei der User täglich nur ein Zeitfenster von zwei Minuten haben, um zu posten? Wir haben sie uns mal genauer angeschaut.

Wie funktioniert BeReal?

Das Konzept der neuen Trend-App ist im Grunde ganz einfach: Einmal täglich erhalten User eine Push-Benachrichtigung und haben anschließend zwei Minuten Zeit, ein Foto von sich zu machen und zu posten. Das Besondere dabei: Fotografiert wird sowohl mit der Front- als auch Rückkamera. Der Beitrag zeigt also gleichzeitig, wo die User sich befinden und was sie tun. Im Fokus steht hier klar die Authentizität der Beiträge – Der Zeitpunkt der Benachrichtigung ist zufällig gewählt und es bleibt wenig Zeit für ausgefallene Posen und verschönernde Filter.

Quelle: OMR

Wem ein BeReal-Beitrag angezeigt wird, kann jeder User selbst entscheiden. Grundsätzlich erhalten nur hinzugefügte Freunde eine Benachrichtigung, sobald ein BeReal hochgeladen wurde. Diese können den Beitrag dann auch nur sehen, wenn sie selbst innerhalb der zwei Minuten einen Beitrag geteilt haben. Man hat aber auch die Möglichkeit, seine Fotos öffentlich für alle User sichtbar zu machen. Wer das Zwei-Minuten-Fenster verpasst, kann auch zu einem anderen Zeitpunkt ein Bild hochladen – das sogenannten „BeLate“ wird jedoch eindeutig als verspäteter Post gekennzeichnet.

Der authentische Trendsetter

Spätestens mit der TikTokification auf Instagram und Facebook ist klar: Wer sich erfolgreich und vor allem rasant auf dem umkämpften Social Media Markt durchsetzt, findet schnell Nachahmer. Auch BeReal ist da keine Ausnahme – im September kündigte TikTok die neue BeReal-Kopie „TikTok Now“ an, Instagram nennt seine Version „IG Candid“ und auch Snapchat führte den sogenannten Dual-Camera-Modus ein.

Aber was kann BeReal, was die bekannten Social Media Plattformen bisher anscheinend nicht konnten? Die einfache Antwort: Authentisch sein. In Zeiten von Selbstdarstellung und -optimierung erfüllt die App den sehnlichen Wunsch der jungen Generation Z nach mehr Realität im Internet. Durch das kurze Fenster bleibt keine Zeit für ein aufpoliertes Image, stattdessen ziehen „echte“ Momente in den Feed ein, der soziale Druck nimmt ab und auch die tägliche Nutzungsdauer beschränkt sich auf ein Minimum.

Was bietet BeReal für Unternehmen? 

Ganz im Sinne der „Anti-Instagram“-Philosophie der App sucht man als Marke oder Unternehmen bei BeReal vergeblich nach konkreten Werbemöglichkeiten. Diese sind in Abgrenzung zu der fehlenden Authentizität auf anderen Plattformen bewusst weggelassen worden und bisher auch nicht in Planung. Laut Financial Times möchte das Unternehmen in Sachen Finanzierung dagegen auf Paid Features oder Abonnements der User setzen, um die Einführung von Ads oder den Ausbau von Influencern zur Monetarisierung auch längerfristig zu umgehen. Mit typischem Advertising kommen Unternehmen auf BeReal demnach nicht weiter.

Dennoch sollte die App auch für Unternehmen nicht unterschätzt werden, denn die App bietet eine gute Gelegenheit die Gen Z sowohl als Konsumenten als auch Arbeitskräfte zu erreichen. Einige Marken wie beispielsweise die Fast-Food-Kette Chipotle versuchen daher Abonnenten mit Promo-Codes zu locken. Das kultige Horror-Franchise Scream setzt auf Behind-the-Scenes-Aufnahmen während der Dreharbeiten des neusten Teils. Daraus wird deutlich: Persönlichkeit und Kreativität können die Brand Awareness steigern! Im Fokus sollten hier aber vor allem echte und glaubwürdige Einblicke in Ihr Unternehmen stehen.

Die Fast-Food-Kette Chipotle wirbt mit Promo-Codes für Follower auf der App BeReal.
Quelle: Chipotle
Die Filmreihe Scream teilt exklusive Behind-The-Scenes Aufnahmen auf der App BeReal.
Quelle: Scream: Screenshot SMART PR

Fazit: Lohnt sich der Hype um BeReal?

Ein Thema, dass die konsumerfreundliche Generation Z so stark beschäftigt, wie die App BeReal es aktuell tut, sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Zurzeit beschränken sich die Nutzungsmöglichkeiten jedoch lediglich auf den privaten Bereich und sind daher für die Unternehmenskommunikation noch nicht allzu relevant.

Authentizität kann außerdem schnell zu Banalität führen: So schön der Vorstoß zu mehr Natürlichkeit im Netz ist, so banal können die Inhalte dann auch sein. Denn die zufällige Push-Benachrichtigung erreicht uns oft bei den alltäglichsten Unternehmungen und bietet nach einiger Zeit keinen allzu großen Mehrwert. Dennoch lohnt es sich, die App im Auge zu behalten – besonders in Hinblick auf den eindeutigen Wunsch der Generation Z nach echter, authentischer Kommunikation.