Der Erfolg von Audio-Formaten, ganz besonders Podcasts, scheint so schnell nicht abzuebben. Die Zahlen sprechen für sich: Laut Statista hörten 38 Prozent der Deutschen zwischen 2016 und 2021 Podcasts, davon 10 Prozent täglich. 53 Prozent der Podcast-Fans umfassen die Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen. Die großen Social-Media-Portale folgen diesem Zeitgeist und veröffentlichen nun ihre eigenen Formate. Wir stellen die aktuellen Entwicklungen vor und wie man diese als Content Creator und Unternehmen für sich nutzen kann.

Nutzen von Social Audio-Formaten für PR & Marketing

Wie nützlich diese Social Audio-Formate im Content-Mix sind, ist schnell erklärt. Hier ist vor allem der leichtere Konsum dieser Formate im Vergleich zu audiovisuellen Formaten zu nennen. Hörerinnen und Hörer müssen keine Aufgaben verschieben, um eine Folge ihres Lieblingspodcasts zuhören, sondern können etwa nebenbei bei der Fahrt zur Arbeit oder bei Tätigkeiten im Haushalt Audio-Inhalte konsumieren. So lässt sich eine höhere Aufmerksamkeit bei den Hörerinnen und Hörern erzielen, zumal hier kein separater Bildschirm benötigt wird, sondern nur ein Gerät wie ein Smartphone, mit welchem sich Audio-Formate abspielen lassen.

Der geringere technische Aufwand gilt auch für die Produktion. Hier kann auf teure Kameras, Lichttechnik, Maske, etc. verzichtet werden, da rein die Stimme der jeweiligen Person im Fokus liegt. Einzig in ein gutes Mikrofon und ein Audio-Interface und Recording Software muss investiert werden.

Weiterhin wirkt sich dieser Content sehr positiv auf die Bindung zwischen Unternehmen und Kundschaft aus. Interessierte und Kund:innen können sich zu einem bestimmten Thema informieren und dem Unternehmen eine Stimme oder einen immer wiederkehrenden Host zuordnen. Die Verbindung mit einer Person hilft dabei vom Image des anonymen Unternehmens abzukehren und die emotionale Bindung an ein Unternehmen oder eine Marke zu verbessern.

Beispiele für Social Audio-Formate

Clubhouse

Mit Clubhouse begann der Siegeszug der auditiven Formate. Es begann als höchst exklusive App: Nicht nur, weil sie anfangs nur iOS-Usern zur Verfügung stand, sondern auch, weil die „Räume“ nur von User:innen betreten werden durften, welche von anderen Clubhouse-Nutzer:innen eingeladen wurden. Diese Einschränkung wurde aufgehoben. Heute können alle Nutzer:innen, ob mit einem iPhone- oder einem Android-Handy jedem Raum beitreten. Üblicherweise befinden sich in so einem „Raum“ mehrere User:innen, welche eine von drei Rollen einnehmen können: Moderator, Sprecher und Zuhörer. Nutzer:innen sind frei in der Gestaltung ihrer Gesprächsthemen, können also mehrere Themenfelder ansprechen oder, ähnlich einer Facebook-Gruppe, ein Hauptthema für die Dauer des Raumes auswählen.

Clubhouse war die erste App, welche das Prinzip von auditiven Chatrooms einführte und erlangte so eine große Bekanntheit. Die Nutzer:innen erfreuten sich des breiten Angebots der Audio-Events, welche für alle Interessengruppen etwas bot. Sie konnten sich aktiv an den Diskussionen beteiligen oder passiv erfahren. In Zukunft soll ein Monetarisierungskonzept folgen, dass Spendenaufrufe über Clubhouse ermöglicht. Damit einhergehend zeigten sich auch die negativen Seiten: Von den klassischen Social-Media-Problemen, wie Hatespeech, Trolling oder Belästigung abgesehen, kam die Frage nach mehr Schutz für die Daten der teilnehmenden Personen auf. Gespräche wurden aufgezeichnet und auf Servern in den USA gespeichert. Eine Datenschutzerklärung in deutscher Sprache fehlte gänzlich. Auch aktuell wird der mangelhafte Datenschutz von Clubhouse scharf kritisiert und auch der anfängliche Hype hat sich stark gelegt. Jedoch findet die App gerade in Bevölkerungen in autoritären Staaten großen Zuspruch, etwa in Saudi-Arabien oder jüngst in Russland. Hier erfahren die Kritiker des Angriffskrieges empfindliche Repressionen seitens des Staates und flüchten sich in die noch nicht-überwachten Social-Media-Portale. Clubhouse ist ein solches Medium. In den USA, dem Heimatland der App, wie auch im Rest des Westens, ebbt die Popularität des Portals stetig ab. (appfigures, 2021)

Twitter Spaces

Es folgte Twitters Adaption des Clubhouse-Prinzips, genannt „Spaces“. Auch hier können sich User:innen versammeln und austauschen. Die maximale Anzahl von Sprecher:innen ist auf 13 limitiert, alle restlichen Teilnehmer:innen können passiv zuhören. Der große Vorteil an dieser Funktion innerhalb eines öffentlichen Diskussionsforums wie Twitter, ist der rege Austausch mit den eigenen Followern und neuen User:innen. Bereits bekannte Personen, wie die Musiker „Celo“ & „Abdi“, haben diese Art der Kommunikation für sich entdeckt und interagieren mit ihren Fans. Die eigenen Tweets können hier im Space angepinnt und diskutiert werden, wodurch eine mitreißende Eigendynamik entsteht. Leider ist Twitter Spaces auch hier nicht frei von Anfeindungen und Belästigungen und bietet noch immer keine Moderationstools an. Auch hier ist der Datenschutz noch ausbaufähig, da Transkripte der Spaces noch 30 Tage danach auf den Twitter-Servern gespeichert sind.

Facebook Live Audio Rooms

Auf Facebook können zum aktuellen Zeitpunkt ausgewählte Content Creators und Personen des öffentlichen Lebens einen Live Audio Room (LAR) erstellen. Diese LARs sind auditive Chatrooms, welche auch innerhalb von Facebook-Gruppen eröffnet werden können. Dabei zeigt sich auch eine Ähnlichkeit mit dem Livestream-Portal „Twitch“, denn in beiden lassen sich aus den Gesprächen kurze Clips für die weitere Nutzung innerhalb der Community bereitstellen. Eine Monetarisierung erfolgt mithilfe von „Sternen“, welche von den Zuhörer:innen gegen Bezahlung an die Ersteller:innen des LAR vergeben werden können. Auch besteht die Möglichkeit, Creators zu unterstützen, indem man eine einmalige Zahlung tätigt oder ein monatliches Abonnement abschließt. Der große Vorteil der LARs ist die hohe Anzahl an verfügbaren Sprechern, maximal 50 Stück. So kann eine breitere Zielgruppe erreicht werden als beispielsweise in Twitter Spaces. Auch die Ansprache der Zielgruppen fällt sehr viel einfacher, da die bereits bestehenden Gruppen so eine neue Art der Interaktionsmöglichkeit erhalten. Die damit einhergehende gesteigerte Konkurrenz zwischen den Gruppen und der Monetarisierungsaspekt bergen jedoch die Gefahr sinkender Zuhörer:innenzahlen. 

LinkedIn Audio

LinkedIn Audio ist ein Social Audio Format des Business-Netzwerk LinkedIn. Hier kann man entweder einen geschlossenen Raum oder ein offenes Event erstellen. Diese Räume funktionieren wie ein digitales Seminar: Jede Referentin bzw. jeder Referent kann monatlich 1.000 Teilnehmer:innen einladen, die einen Vortrag verfolgen können. Bei Rückfragen meldet sich die Person mit einem Handzeichen bei der Referentin oder dem Referenten, welche diese Person freischalten können, sodass sie die Frage laut stellen kann. Die Räume sind ideal für größere digitale Fragerunden und vermeiden das manchen unangenehme Gefühl, die eigene Kamera anschalten zu müssen. Pressekonferenzen oder Webinare können zudem komplett digital stattfinden und zusätzliches Interesse wecken, da bei offenen Events Menschen aus verschiedenen Fachbereichen zusammenkommen und sich austauschen können. Es muss sich auch mit neuen Herausforderungen wie der der Implementierung von Gastbeiträgen, der Themenfindung oder digitalen Einladungen umgegangen werden. Sind diese bedacht, bieten sich dafür ungeahnte Möglichkeiten für Unternehmen, Speaker und Content Creators .

YouTube und TikTok ziehen nach

Auch andere Plattformen versuchen im Podcast-Geschäft Fuß zu fassen, Bereits jetzt zahlt YouTube bis zu 300,000 US-Dollar an Content Creator, wenn diese ihre Podcasts auf YouTube hochladen. Damit könnte YouTube eine bedeutsame Rolle im Podcast-Bereich einnehmen und mit Unternehmen wie Spotify konkurrieren.

TikTok möchte hingegen in der australischen Stadt Sydney eine vakante Stelle als Content Podcast Operation besetzen. Noch sind keine Details über zukünftige Pläne des Konzerns bekannt, die kürzliche Erhöhung der maximalen Videolänge auf 10 Minuten könnte jedoch ein Anzeichen sein, dass TikTok zukünftig einen stärkeren Fokus auf längere Video-Formate legt.

Unser Fazit

Social Audio-Formate bieten Unternehmen und Content Creators also eine neue Möglichkeit, mit ihrer Zielgruppe zu interagieren. Diese zu nutzen heißt nicht nur neue Kund:innen zu überzeugen, sondern auch das eigene Image moderner zu gestalten und als Marke zu wachsen.

Gerne unterstützen wir Sie bei Ihrer Podcast und Social Audio Strategie und dem dazu nötigen Setup. Vereinbaren Sie gerne hier ein unverbindliches Beratungsgespräch.