Inbound PR, Content Marketing, Social Media Management, Influencer Relations – angesichts der zahlreichen neueren Richtungen in den Public Relations wirkt die „klassische PR“ auf den ersten Blick ein wenig angestaubt. Es stellt sich die Frage, ob die traditionelle Medienarbeit auf Basis von Pressemitteilungen heute noch zeitgemäß ist. Dass wir Konsumenten im B2C-Bereich heute nicht mehr in erster Linie über ausschließlich klassische Medien erreichen, steht wohl außer Frage. Aber wir sieht es bei Entscheidern im B2B-Bereich aus?

LAE-Sonderauswertung: Fachmedienangebote bleiben wichtigste Informationsquelle für Entscheider in Wirtschaft und Verwaltung

Die Ergebnisse aktueller Umfragen und Studien attestieren Fachmedien weiterhin eine große Relevanz bei Entscheidern in Wirtschaft und Verwaltung.

Gemäß einer LAE-Sonderauswertung von 2020 (LAE: Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung e.V.), die der Verein Deutsche Fachpresse in Auftrag gegeben hat, stehen Angebote von Fachmedien bei den regelmäßig genutzten Informationsquellen im B2B-Bereich ganz oben. Bei der Frage, welche Informationsquellen Entscheider in Wirtschaft oder Verwaltung regelmäßig nutzen, erreichen Fachzeitschriften mit deutlichem Abstand den ersten Platz. Hierunter fallen sowohl Print- als auch E-Paper-Versionen der Fachzeitschriften. Auf den nächsten Plätzen folgen Veranstaltungen (z.B. Kongresse, Tagungen und Seminare und fast gleich auf die digitalen Angebote von Fachzeitschriften (Webseiten, Social Media, Newsletter, Apps). Erst danach folgen Außendienstbesuche und Fachmessen im In- und Ausland (Anmerkung: Die Umfrage lief bis zum 06.03.2020, somit zeigt die Corona-Situation hier noch keinen großen Effekt auf die Zahlen).

Gemäß der Umfrage lesen also rund neun von zehn Entscheidern in Wirtschaft und Verwaltung mindestens gelegentlich Fachzeitschriften, fast 60 Prozent sogar regelmäßig. Unter diesen regelmäßigen Lesern ist auch die jüngere Zielgruppe vertreten: Gemäß der Umfrage nutzen 40 Prozent der Befragten bis 39 Jahren regelmäßig digitale Angebote von Fachmedien, rund 64 Prozent eine oder auch mehrere Fachzeitschriften. Damit liegt die jüngere Zielgruppe sogar noch vor den Lesern ab 40 Jahren, von denen rund 56 Prozent Fachzeitschriften und 27 Prozent regelmäßig digitale Fachmedienangebote nutzen. 

Diese Zahlen zeigen: Fachmedien sind nicht überholt, sondern auch für die jüngere Generation von Entscheidern eine wichtige Informationsquelle.

Die Bedeutung von Fachmedien in Zeiten von Corona

Selbstverständlich hat auch die Fachpressebranche die Folgen der Corona-Krise zu spüren bekommen: Die IVW hat für das 2. Quartal 2020 eine Verlustrate von 11,14 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt, ein Abwärtstrend der im 3. Quartal immerhin schon deutlich abgebremst wurde: So sank die verkaufte Auflage der Fachzeitschriften im 3. Quartal gegenüber dem Vorjahresergebnis um 7,79 Prozent auf 8,30 Mio. abgesetzte Stücke (in Q3/2019 waren es 9,01 Mio. Exemplare). Insbesondere der Einbruch der Werbeeinnahmen trifft die Branche hart. Medienhäuser mit starkem Eventschwerpunkt erleiden durch die Absage von Kongressen, Fachveranstaltungen und Seminaren erhebliche Verluste.

Dabei kommt den Fachmedien speziell in Corona-Zeiten eine besondere Rolle zu, so die Erkenntnis der Studie der dfv Mediengruppe „Glaubwürdigkeit und Relevanz: Fachmedien in Zeiten von Corona“. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in der schwierigen Corona-Situation der Bedarf an verlässlichen, gut recherchierten Informationen besonders hoch ist. Fachmedien decken diese Informationsanforderungen besonders zielführend, so die Meinung der von der dfv befragten Leser. Für 83 Prozent der Befragten sind seriöse Brancheninformationen sehr wichtig oder wichtig, um fundierte unternehmerische Entscheidungen zu treffen.

„Qualitativ hochwertige und zuverlässige Inhalte sind gefragt wie nie, das gilt besonders in Krisenzeiten“, so Dr. Klaus Krammer, Sprecher Verein Deutsche Fachpresse Vorstand Krammer Verlag Düsseldorf AG im Interview mit medienpolitik.net. „Unsere Kunden suchen Orientierung, müssen Informationen einordnen und brauchen Fach-Know-how, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Fachverlage stellen diese Inhalte für ihre Zielgruppen auf vielfältigen Kanälen zur Verfügung.“

Auch wenn diese Aussagen und Studien aus Reihen der Branche selbst stammen, decken sie sich mit unseren Erfahrungen als Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Für den B2B-Bereich sind Fachzeitschriften auch heute noch ein enorm wichtiges Instrument, das im Kommunikationsmix nicht fehlen sollte. Mit ihrer Spezialisierung erreichen sie genau die passende Zielgruppe und die Entscheider, die das Medium als wichtige Informationsquelle und zur Entscheidungsunterstützung nutzen.

Wie sieht erfolgreiche Fachpressearbeit aus?

Leser von Fachmedien erwarten gut recherchierte und qualitativ hochwertige Informationen – entsprechend hochwertig und gut recherchiert sollte auch das PR-Material sein. Meldungen sollten echten News-Charakter besitzen, Bilder – insbesondere für Print-Fachmedien – in hoher Auflösung vorliegen.

Was für erfolgreiche Medienarbeit gilt, gilt für Fachpressearbeit umso mehr: Sie ist „Beziehungsarbeit“. Bei Fachmedien gibt es häufig einen festen Ansprechpartner – je nach Größe des Verlagshauses oft auch der Chefredakteur selbst – mit dem sich ein langjähriger Kontakt aufbauen lässt. Das persönliche Gespräch schafft Gewissheit, welche Form der Information für das jeweilige Fachmedium besonders interessant ist: dies kann die klassische Pressemitteilung sein, ein exklusiver oder vorab-exklusiver Beitrag, ein Interview, eine Case Study oder ein Kommentar.

Zu guter Letzt sollte man bei den für die jeweilige Branche wichtigsten Fachmedien auch nicht vor einer kostenpflichtigen Beteiligung etwa durch eine Anzeige oder ein Advertorial zurückschrecken – auch um dazu beizutragen, dass diese Form der Informationsquelle auch zukünftig fortbesteht.