Auf Twitter zwitschern, war gestern. Heute wird schonungslos, aber völlig anonym, geflüstert. Und zwar nicht irgendetwas, sondern die intimsten Geheimnisse. In Deutschland ist die App noch nahezu unbekannt. Wie eine große Selbsthilfegruppe nutzen jedoch schon viele Menschen in den USA, die neue App des Start Up Unternehmens „Tiger Text“ mit dem leicht merkbaren Namen „Whisper“.

Credits: Play.Google.com

Voyeure unter sich

Wer Probleme hat oder den Kick genießt, Anderen peinliche und prekäre Geheimnisse zu offenbaren, der scheint bei „Whisper“ goldrichtig zu sein. Einfach kurz Dein Geheimnis hochladen, ein ansprechendes Bild auswählen und schon findet das Geheimnis seinen Weg in die geschlossene Öffentlichkeit von „Whisper“. Doch nicht nur Geheimnisse werden ausgetauscht, sondern es findet zudem ganz aktive Hilfestellung statt. Denn „Whisper“ ist auch eine anonyme Gedankentherapie per App: Wer persönliche Probleme hat, der findet Gleichgesinnte, um sich ganz anonym und ohne Konsequenzen auszutauschen oder Rat zu suchen. Quasi ein mobiles Selbsthilfeforum für gesprächige Geheimniskrämer und hilfsbereite Voyeure.

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Jeder Mensch hat Geheimnisse! Die Frage ist nur: Warum soll er diese der Welt kund tun?

Das Problem an Geheimnissen ist, dass sie geheim sind. Nur eine kleine Hand voll Menschen wissen darüber bescheid. Seine persönlichen Geheimnisse der Welt zu offenbaren, bedeutet daher auch, sich selbst zu outen. Eine Hürde, die nicht jeder Mensch gerne überschreiten möchte.Das Unternehmen hinter „Whisper“ setzt daher bewusst auf anonyme Unterhaltung. Deswegen wurde nicht nur auf eine Verknüpfung mit den großen gängigen Social Media Plattformen, wie Facebook, Google + oder Twitter, verzichtet, sondern die Nutzer werden ganz offen dazu aufgerufen, sich unter Phantasienamen anzumelden. Ja, nicht einmal eine konkrete Registrierung ist notwendig. Ein kreativer Name und ein Geheimnis reichen vollkommen aus, um die anonyme Gedankentherapie per App zu nutzen

Mit 2,5 Milliarden Seitenaufrufen pro Monat erfreut sich die App „Whisper“ nach gerade einmal einem knappen Jahr seit der Einführung größter Beliebtheit. Durchschnittlich verbringt jeder Nutzer 30 Minuten am Tag mit der Lektüre fremder Geheimnisse – Tendenz: Suchtgefahr! Ganz gemütlich über die Rubirken “Latest”, “Popular”, “Nearby” und “Featured” können die „Whisper“-User ihre Sucht nach dem Geheimnisvollen frönen. Kein Wunder, dass auch die großen Jungs aus dem Sillicon Valley, wie beispielsweise Sequoia Capital, Interesse an der App entwickelt haben. So liegt der Wert von „Whisper“ mittlerweile bereits bei 100 Millionen Dollar.

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Geheimnisse sind Geheimnisse und bleiben Geheimnisse

Wer aber noch nicht genug eigene Geheimnisse hat, der kann sich bei „Whisper“ gerne noch ein weiteres abholen. Die App „Whisper“ klingt nach einer guten Alternative zum personalisierten Internet und geht damit für viele Datenschützer unter den Internetsurfern mit Sicherheit in die richtige Richtung. Jedoch gilt auch bei „Whisper“: Aufpassen, was man seinen Mitusern anvertraut. „Tiger Text“ betont in denDatenschutzrichtlinien ganz ausdrücklich, dass völlige Diskretion nicht gewährleistet werden kann. Wer also stolz mit seinem letzten Verbrechen angeben möchte, der sollte sich besser einen anderen Weg überlegen. Jedes skurrile Hobby, männliche Potenzprobleme, Wochenendabstürze oder seltsam-banale Gedanken dürfen hingegen gerne „gewhispert“ werden!