Im August 1991 öffnete Tim Berners-Lee das World Wide Web für die Öffentlichkeit. Schon damals gab es Communities, beziehungsweise Benutzerkreise, die einen gemeinsamen Datenzugriff hatten. Die ersten ernstzunehmenden Vorläufer einer Community entstanden durch Portale wie MySpace oder aber auch durch Foren, in denen man gemeinsam kommunizieren konnte. Ebenso boten Online Shopping-Plattformen wie Ebay erste Kommentarfunktionen, so dass sich die Nutzer über ihre Erfahrungen mit Produkten austauschen konnten. In Form von Kommentaren, Empfehlungen und Fragen sowie passenden Antworten konnten sich Benutzer weltweit zunehmend stärker miteinander vernetzen und austauschen. Die veränderte Nutzung von Plattformen weg vom klassischen Medium Gatekeeper führte zu einem anderen Kommunikationsverhalten und letztendlich zum Web 2.0.

Die Entstehung der Social Media von heute

Ging es vorher um den reinen Datenaustausch und das klassische Sender-Empfänger-Modell, so liegt der Schwerpunkt des Web 2.0 darin, dass Internet-Nutzer Inhalte wie Text und Bild selbst produzieren und verbreiten. Vorher gab es vor allem Konsumenten, aber keine Produzenten. Die Menschen wollten interagieren und kommunizierten bewusst im „Mitmachnetz“.

2004 wurde Facebook gegründet. Nur wenige Monate später war es das populärste Soziale Netzwerk und ein weltweites Phänomen. Facebook ermöglichte nicht nur das Chatten, sondern auch das Eröffnen eigener Seiten und Gruppen. 2015 kam YouTube als Videoplattform hinzu und wurde bald ebenso groß wie Facebook. Das im selben Jahr gegründete StudiVZ war das erste große deutsche soziale Netzwerk.

Am 21. März 2006 geht der Microblogging-Dienst Twitter ans Netz. Der „Tweet“, ein Micro-Blog-Eintrag mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen, wurde geboren. Twitter erfreut sich auch heute noch an wachsenden Nutzerzahlen, erreichte in Deutschland aber nie die Relevanz, die es in anderen Ländern hatte. 2010 ist das Jahr der Bildcommunities: Instagram und Pinterest werden gelauncht. Im April desselben Jahres überrascht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Welt mit einem riesigen Deal: Für eine Milliarde US-Dollar kauft der Facebook-Chef Instagram. Diese Investition ist neben dem Kauf des Messengerdienstes WhatsApp für 19 Milliarden im Jahr 2014, die klügste Entscheidung gewesen. Die drei Dienste ergänzen sich bis heute perfekt.

Meinungsbildner: Vom Redakteur zum Influencer

Früher brauchte es für das Verbreiten von Informationen große Medienunternehmen mit ausreichend Investitionskapital. Egal, ob es um eine Zeitung ging, die überregional vertrieben wurde oder ein Radio- oder TV-Sender, der Sendefrequenzen und eine Menge Technik sowie Personal brauchte. Heute dagegen haben Influencer die klassischen Gatekeeper abgelöst und beherrschen das Internet. Statt großer TV-Kampagnen „reicht“ Content vom Smartphone. Influencer sind die Stars der heutigen Jugend. Millionen Menschen folgen ihren Influencern durch deren Alltag. Influencer haben einen klaren Vorteil: Sie interagieren mit ihren Fans, binden sie in ihre Inhalte mit ein und werden so von ihren Anhängern wie Freunde wahrgenommen. Durch diese enge Verbundenheit und die Authentizität der Akteure werden Empfehlungen genauso angenommen, als wenn sie von den besten Freunden kämen. Auch Selbstdarstellung ist zu einem großen Thema im Internet geworden. Besonders auf den jungen sozialen Plattformen wie Instagram geben junge Menschen viel von ihrem Leben preis – von Freunden für Freunde.

Die Zukunft von Social Media

Die Verantwortung, ob und wie sich Social Media in Zukunft verändert, liegt nicht ausschließlich bei den Plattformen selbst, sondern auch bei den Usern. Es ist an der Zeit, die eigenen Erwartungen an Facebook, Twitter, Instagram und Co neu zu kalibrieren. Social Media ist ein integraler Bestandteil eines jeden Nutzerlebens geworden. Die aktuelle Generation ist mit Sozialen Netzwerken groß geworden, erkennt die Vorteile, aber auch die Gefahren der manchmal gar nicht sozialen Netzwerke und hat Medienkompetenz im Umgang mit Social Media entwickelt. Die negativen Seiten von Social Media, wie Fake News, exzessiver Konsum von Inhalten, einseitiger Medienkonsum in der Filterblase und so weiter wird die nächste Generation dann hoffentlich in den Griff bekommen. Und: Wenn es zu viele (schlechte) Informationen gibt, wird stärker selektiert, was für einen wichtig ist. Dies hat hoffentlich zur Folge, dass relevanter und hochwertiger Content wichtig bleibt und wichtiger wird.