Antonia und Theresa Neubauer wollen in ihrem Online-Magazin sisterMAG klassische Frauenthemen ins digitale Zeitalter transportieren und weiterentwickeln. Im Interview verraten die Schwestern, was sie bei ihrer Arbeit inspiriert und warum ein Print-Magazin für ihr Medium keine Option mehr wäre.

Was hat euch im Februar 2012 dazu bewegt, das sisterMAG ins Leben zu rufen?

Wir haben uns immer viel mit Zeitschriften – ob print oder online – beschäftigt und die Entstehung der Vorreiter der Digital-Only Publikationen verfolgt. Die Konzepte haben uns begeistert, aber dennoch sahen wir eine Lücke: Keine der Zeitschriften vertiefte Aspekte des digitalen Lebens und bot gleichzeitig klassische Themen begleitet von wunderschönen Fotostrecken, Rezepten und Inspirationen und präsentierte sich in einem ansprechenden Design. Diese Lücke wollten wir mit dem sisterMAG schließen. Daraus ist dann die Idee für Carry-On Publishing (COP), dem Verlag für rein digitale Publikationen, entstanden.

Wie viele Köpfe stecken hinter sisterMAG? Wie ist die Rollenverteilung?

Carry-On Publishing haben wir, Antonia Neubauer, Theresa Neubauer und Alex Sutter, Anfang 2013 gegründet. Wir sind selbstfinanziert, unabhängig und nicht Teil eines großen Medienunternehmens. Im Gründungsteam ist Alex verantwortlich für Sales, Theresa für Design und Redaktion. Ich kümmere mich um Marketing, Finanzen und das Administrative. Wir ergänzen uns da richtig gut!

sisterMAG – das Journal für die “digitale Dame” – ist unser erstes Format. Diesen Herbst folgt mit dem CVmag unser zweiter Titel. Unsere Redaktionsteams produzieren in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk aus Kontributoren die Texte, Bilderstrecken, Sound- und Videoinhalte. Dabei gilt für uns der Grundsatz „passionate beats professional“. Das heißt wir setzen auf Menschen, die sich für ein Thema begeistern. Besonders gerne arbeiten wir daher auch mit Bloggerinnen und Bloggern aus verschiedenen Bereichen zusammen.

Welche Zielgruppe sprecht ihr an?

Das sisterMAG richtet sich an vielseitig interessierte, gut ausgebildete, aktive Frauen zwischen 20 und 50 Jahren, die sich für die digitale Welt, intelligente Informationen und ansprechendes Design begeistern. Frauenzeitschriften haben mit ihren Inhalten und ihrem Fokus schon immer gesellschaftliche Veränderungen widergespiegelt. Das sisterMAG tut dies für die moderne Frau, oder die „digitale Dame“, wie wir sie nennen.

Das CVmag richtet sich an Männer und Frauen zwischen 25 und 45 Jahren, die Inspiration für Leben, Bildung und Arbeitswelt suchen. Interessante Lebensläufe, glückliche Menschen oder ungewöhnliche Entscheidungen sollen Lesern Anregungen und Ideen präsentieren.

Wie steht ihr zum Thema Crowdsourcing? Wie nutzt ihr es für euch?

In unseren Magazinen werden viele Ideen und Inspirationen gebündelt und kuratiert. Dabei sind wir immer offen für Input aus unserem Umfeld. In dem Sinne betreiben wir also Ideen-Crowdsourcing innerhalb unseres Netzwerkes aus Kontributoren, Freunden und Verwandten. Wir beziehen auch immer mehr die Leser mit in die Gestaltung der Ausgaben ein. Im sisterMAG stellen wir zum Beispiel zu jeder Ausgabe einen Soundtrack zusammen, der sich am Thema der Ausgabe orientiert und nutzen dafür auch die Vorschläge unserer Leser.

Wie legt ihr die Themenauswahl fest? Was ist euch dabei wichtig?

Bei der Themenfindung für das sisterMAG legen wir viel Wert darauf, dass klassische Themen wie Mode, Reisen und Kochen ins digitale Zeitalter transportiert und um Themen erweitert werden, die die „digitale Dame“ von heute interessieren. Diese reichen von Start-Ups über digitales Leben bis zu DIY (Do It Yourself). Jede Ausgabe hat ein übergeordnetes Thema. Dieses Jahr ist beim sisterMAG beispielsweise das „Jahr des Buches“. Die Themenschwerpunkte der einzelnen Ausgaben werden von verschiedenen Buchtiteln inspiriert. So orientiert sich die aktuelle Ausgabe an Robert Merles Roman „Der wilde Tanz der Seidenröcke“, der im Frankreich des 14. und 15. Jahrhunderts spielt. Es finden sich daher Artikel rund um Frankreich und Tanzen im Heft.

Warum nur online? Was sind eurer Meinung nach die Vorteile von E-Papern gegenüber Print-Magazinen? Habt ihr Ambitionen, auch mal im Print zu erscheinen?

Ausgehend von Theresas Diplomarbeit, die sich mit der Zukunft der Frauenzeitschrift im digitalen Zeitalter befasste, haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die neuen Möglichkeiten des Internets und des Web 2.0 zu nutzen, um ein zeit- und zielgruppengerechte Publikation auf den Markt zu bringen. Print ist daher für uns keine Option. Gerade auch, weil wir die Vorteile des Digitalen sehen: mehr Möglichkeiten zur Vernetzung verschiedener Medien und Plattformen (Video, Musik, etc.), größere Reichweiten, internationale Verbreitung, kosteneffizientere Geschäftsmodelle und die stärkere Einbindung der Leser.

Wie seht ihr die Entwicklung E-Paper oder Print in der Vergangenheit und in Zukunft? Glaubt ihr, dass sich das Mediennutzungsverhalten in eurer Zielgruppe verändert hat oder sich in Zukunft noch (weiter) ändern wird?

Die Veränderungen im Mediennutzungsverhalten sind immer mehr sichtbar. Die Zahlen und das aktive Feedback unserer Zielgruppe zeigen, dass digitale Publikationen gewollt und angenommen werden. Wichtigster Erfolgsfaktor hierbei ist, Magazine speziell für den digitalen Gebrauch zu konzipieren. Es reicht nicht aus, das Print-PDF auf dem Tablet verfügbar zu machen. Layout, Usability, Multimedialität ist bei einer digitalen Zeitschrift anders als bei einem Print-Produkt. Daher sind auch die Erfahrungen klassischer Verlage mit E-Papern nur begrenzt positiv ausgefallen.

Wie ist eure Bilanz nach über einem Jahr sisterMAG oder Carry-On Publishing? Haben sich eure Erwartungen erfüllt? Was sind eure Ziele und Wünsche für die Zukunft?

Unsere Bilanz ist durchweg positiv. Natürlich wünschen wir uns, dass unseren Lesern das sisterMAG und seine Inhalte weiterhin gefallen und wir weiter in neue Ideen und unsere Vision eines digitalen Verlagshauses investieren können. Mit dem Erscheinen der zweiten Publikation von Carry-On Publishing, dem CVmag, im Herbst kommen wir diesem Ziel schon einmal einen Schritt näher.