Die Journalisten und das Wetter

Sex und Crime gehen immer. Mit dieser einfachen Theorie können Online-Redaktionen Klicks generieren. Eines der wichtigsten Themen fehlt dabei aber: Das gute, alte Wetter!

Wenn man wissen will, welche Themen bei den Deutschen gut ankommen, muss man – ob man nun will oder nicht – „Bild“ lesen. So sehr über das Medium landesweit geschimpft wird – fast keine andere Redaktion versteht es so gut, den Lesestoff zu bieten, den die Nutzer interessiert. Das Themenspektrum ist zwar vielfältig, die Fokussierung allerdings recht nischig: Sex und Crime, bestenfalls gepaart mit einer guten Prise Lokalkolorit macht jede Geschichte sofort ein wenig spannender. Dabei sind die Informationen immer wieder auch exklusiv, die „Bild“ ist eben gut vernetzt.

Finden Sie heraus, was bei Online-Redakteuren gut ankommt

Klingt einfach, ist aber tatsächlich mit einem simplen Thema noch zu simplifizieren: Das Wetter interessiert nahezu jeden Nutzer, weil es eben jeden direkt betrifft. Diese Weisheit ist so banal, dass sie häufig unterzugehen droht. Und so schafft es die Schlagzeile „Der Sommer kehrt zurück!“, Artikel a la „Drogenbeichte von Spitzenpolitiker“ oder „Dieser Star zieht im Playboy blank“ auf der Homepage auszustechen und Aufmacher eines der größten News-Portale Deutschlands zu werden.

Wer denkt, dass dies ein Verhalten der Boulevardmedien sei, irrt. Der Printjournalismus stirbt langsam aus, die Online-Kollegen orientieren sich entgegen der Journalistentradition am Verhalten der User. Immer seltener werden dem Leser Themen vorgesetzt, anhand der Analyse der eigenen News-Seite wird recherchiert, welche Themen gut laufen – und auf eben diese wird gesetzt.

Dass dies nicht nur ein wichtiger Aspekt für die Journalisten ist, versteht sich von selbst. Auch die PR-Berater werden davon beeinflusst. Sie können sich dieses Wissen zu eigen machen, vor allen Dingen bei Themenangeboten für die News-Portale ist dieses Wissen kostbar: Interessant sind Themen, die Erfolg versprechen. Infografiken, Specials, etc. über iPhones, Fußball oder Wetter sind quasi Selbstläufer.  Entsprechend müssen sich PR-Agenturen nur noch bedingt den Stress machen, schnellstmöglich auf die aktuellen „Trending Topics“ einzugehen. Mit diesem Wissen kann der Fokus auf gut aufbereitete Stücke gerückt werden, die von den Medien gerne genommen werden. Oder interessiert es Sie etwa nicht, ob dieser Sommer der schlechteste der vergangenen 50 Jahre werden könnte?