Unsere Influencer-Expertin Antje Bussinger erklärt im Lightbox-Interview, warum YouTube so erfolgreich ist, wie Trends funktionieren und inwiefern auch Unternehmen mit der Plattform punkten können.

1. Warum YouTube?

YouTube ist nicht nur eine der größten Social-Media-Plattformen, sondern auch die zweitgrößte Suchmaschine nach Google. Und auch wenn man etwas auf Google sucht, finden sich auf den ersten Seiten häufig YouTube-Videos. In ein paar Jahren könnten die Suchergebnisse sogar ausschließlich aus diesen Ergebnissen bestehen. Denn Bewegtbild-Content nimmt nicht nur auf Social Media stetig zu und könnte Bild- und Textbeiträge in den nächsten Jahren gänzlich untergraben.

Wie bei anderen sozialen Netzwerken gelten auch bei YouTube die Vorteile: unmittelbares Feedback, unkompliziertes Teilen von Beiträgen, schnelle Reaktionen.

2. Wie werden Videos gefunden?

Organische Suche auf YouTube

Da YouTube selbst eine Suchmaschine ist, werden tatsächlich viele Videos durch eine klassische Suchanfrage gefunden. Wichtig hierbei ist, wie bei anderen Medien auch, dass der Titel gleichzeitig verrät, worum es im Video geht, aber auch einen Anreiz zum Anschauen gibt. Aber Achtung: Clickbait, sowohl im Titel als auch im Thumbnail, gilt besonders auf YouTube als verpönt! Gemeint sind besonders reißerische, aber oftmals leere Versprechungen in Titel oder Thumbnail.

Empfehlungen

Sieht man sich ein Video auf YouTube an, werden meist an der Seite neben dem Video, oder auch darunter – je nachdem ob man die mobile oder die Desktop-Version nutzt – verschiedene Videos empfohlen. Diese Empfehlungen können nicht beeinflusst werden und sind ausschließlich vom ständig wechselnden YouTube-Algorithmus bestimmt. Dennoch stellen diese ein Sprungbrett dar, um potenzielle Interessenten auf die eigenen Videos zu ziehen.

Trends

Die YouTube Trends sind, wie die Empfehlungen auch, vom Algorithmus festgelegt und können nicht beeinflusst werden. Dennoch sind auch sie ein wichtiger Indikator dafür, was derzeit in der YouTube-Welt los ist und welche Formate derzeit „in“ sind.

3. Was sind Trends auf YouTube?

Die Trends auf YouTube sind so divers wie die Plattform selbst. Viele Trends schwappen über den großen Teich und werden hauptsächlich von Lifestyle-YouTubern aufgegriffen. So geschehen zum Beispiel mit der „Chubby Bunny Challenge“ (Wie viele Marshmallows passen in den Mund), der „Baden in… Challenge“ (Hier gab es von Glitzerschleim über Chicken Wings nahezu alles) bis zur PR-wirksamen „Ice-Bucket-Challenge“ (Übergießen mit einem Eimer eiskaltem Wasser, um Aufmerksamkeit für die ALS Krankheit zu erregen). Aber auch eher PR-sensitive Videos wie die „Tide Pod Challenge“ (Biss auf eine Waschmittelkapsel) gingen viral. Diese Trends sind für Unternehmen also Chance und Risiko zugleich, könnten wirksam genutzt, sollten aber gleichzeitig kritisch beobachtet werden.

4. Lohnt sich YouTube für Unternehmen?

Einen eigenen YouTube-Kanal zu starten und zu unterhalten, erfordert nicht nur einiges an Zeit, sondern auch Planung und Strategie.

Der erste Start muss gründlich vorbereitet werden und das Design sollte den Corporate-Identity-Richtlinien entsprechen. Es empfiehlt sich auch, einige Videos bereits vorzuproduzieren, um einen regelmäßigen Upload gewährleisten zu können. Hierfür ist auch ein Content-Plan sinnvoll.

5. Welche Videos sind für Unternehmen denkbar?

Eine viel genutzte Strategie, die gleichzeitig auch Content-Formate vorgibt, ist die sogenannte „Hub-Hero-Help“ Strategie.

Hub-Videos sind wiederkehrende Formate, die dem Kanal eine Struktur geben sollen. Sie sorgen dafür, dass es einen regelmäßigen Upload-Zyklus auf dem Kanal gibt. Coca‑Cola lädt in Deutschland beispielsweise in regelmäßigen Abständen das Format „CokeTV“ auf ihren YouTube-Kanal, das immer wieder Content mit verschiedenen YouTube-Größen produziert.

Hero-Videos sollen neue Abonnenten auf den Kanal locken. Sie sind meist aufwändiger produziert und bieten einen interessanten Mehrwert und großen Anreiz weiterzuschauen.

Help-Videos sind Tutorials und typische „How to…“ – Formate, die über die Suche ebenfalls neue Zuschauer bringen, aber auch einen hilfreichen Mehrwert bieten sollen.

Generell sind von Unternehmensführungen über Produktvorstellungen bis hin zu klassischen Erklärvideos alle Bewegtbildformate möglich und der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. EDEKA bietet beispielsweise Kochanregungen und -anleitungen unter dem Motto „Genussmomente“, und verbindet so hilfreiche Tipps mit wohlportionierter Eigenwerbung.

6. Warum Influencer-Kooperationen auf YouTube?

Bibi, Gronkh und Julien Bam sagen Ihnen nichts? Das sollte sich schnellstens ändern, denn sie sind die Superstars der deutschen YouTube-Szene. Sie wurden mit Make-Up-Tipps, Gaming und actiongeladenen Tanz- und Kurzfilmen zu Stars, die mittlerweile nicht nur auf YouTube, sondern auch mit eigenen Produkten und als wichtige Markenbotschafter Fuß fassen konnten. Viele YouTuber haben sich über Jahre eine eigene Community aufgebaut, die die Videos nicht nur regelmäßig konsumiert, sondern auch kommentiert und teilt. Die Interaktionsraten von YouTubern sind nicht nur auf YouTube vergleichsweise hoch, auch auf Instagram werden viele Likes und Comments verbucht. Wie bei anderen Influencern ist der größte Vorteil von YouTubern die Authentizität. Eine Meinung in einem Video zu faken, ist schwieriger als in einem Bild – daher bietet Bewegtbild eine meist authentischere Möglichkeit der Produktplatzierung.

7. Und wer ist eigentlich auf YouTube?

YouTube hat über eine Milliarde Nutzer, eine Milliarde Stunden Wiedergabezeit und Milliarden Aufrufe täglich. Es ist verfügbar in 88 Ländern und in 76 Sprachen. Potenziell ist also jeder zumindest ab und an auf der Videoplattform. Laut einer aktuellen Umfrage von Statista unter 3.500 Internetusern, gaben 100 Prozent der 14-19-Jährigen an YouTube zu nutzen. Auch unter den anderen Altersgruppen war die Nutzung ähnlich hoch: Rund 80 Prozent aller Befragten nutzen die Videoplattform.

Auch an Interessensgruppen deckt YouTube nicht nur breite Themen ab, sondern bietet für jede Nische ein Video. Ganz egal ob Beauty, Lifestyle, Gaming, Kochen oder doch Katzenvideos – es gibt Filme für nahezu jedes Thema: von „Wie baue ich mein eigenes Insektenhotel“ bis „Meine Reise durch Australien“.

8. Letzte Worte?

Präsenz auf YouTube zu zeigen ist für ein Unternehmen in der heutigen Zeit nahezu unvermeidbar. Idealerweise passiert dies durch einen eigenen Kanal und authentische, selbstproduzierte Videos. Wer dafür keine Ressourcen übrig hat, hat alternativ die Möglichkeit Werbung auf der Plattform zu schalten und somit sichtbar zu werden. So oder so sollte YouTube bestmöglich mit in den Social-Media-Plan integriert werden.

Von unserer Seite gilt die klare Empfehlung: selber machen! Auf YouTube haben Unternehmen die Möglichkeit Gesicht und Persönlichkeit zu zeigen, also Kamera an und Action! 😉