Zunächst jedoch der Reihe nach. Während des Abbruchs der Finalsendung und der Evakuierung der SAP-Arena am gestrigen Abend (14. Mai 2015) gegen 21:50 Uhr war die Twitter-Maschinerie unter dem Hashtag #GNTM bereits in vollem Gange. Spekulationen über eine mögliche Bombendrohung machten bereits seit knapp einer halben Stunde die Runde und Tweets wie dieser fanden tausendfach den Weg in den digitalen Ether:

Die Bombenspürhunde konnten erst rein, nachdem die Models draußen waren. Die Tiere wären sonst von den Knochen abgelenkt worden. #gntm
— Philipp Steuer (@philippsteuer) 14. Mai 2015

 

Das Problem an der ganzen Sache war und ist jedoch, dass auch Nachrichten auf Twitter mit einem inhaltlichen Mehrwert, etwa von Journalisten oder Medienhäusern, unter demselben Hashtag, #GNTM, versendet wurden und so in der schieren Masse an Nachrichten untergingen. Wer hier wirklich nach Informationen oder einer Berichterstattung suchte, musste entweder das Glück haben, einem Journalisten zu folgen, der auch noch selbst vor Ort war, oder viel Zeit zum Ausmisten unnützer Nachrichten auf Twitter aufwenden.

Mögliche Lösung: Periscope

Trotz dieses Informationschaos hat BILD-Chefreporter Daniel Cremer vorgemacht, wie man dennoch zeitnahe sowie informative Berichterstattung liefern kann, ohne in der Masse unterzugehen. Cramer nutzte den Live-Streaming-Dienst Periscope von Twitter und erreichte so ca. 3000 Zuschauer pro Live-Stream. Im Vergleich zu anderen Social-Media-Diensten mögen das nicht nenneswerte Zahlen sein, Cramer erreichte jedoch genau die Leute, die auf gezielte Informationen vor Ort angewiesen waren – Journalisten. Durchforstet man heute die Webauftritte der gängigen Nachrichtenportale, ist eine der Hauptquellen zum Finale von #GNTM der Periscope-Bericht Cramers. Hinzu kommt ein ganz mittelbarer Vorteil für Cramer selbst. Er konnte durch die Berichterstattung via Periscope seine Followerzahlen fast verdoppeln.

Alternativ-Lösung: Snapchat

An diesem Abend stach auch eines der Models bei #GNTM heraus, wenn auch etwas anders als Stefanie Giesinger sich vermutlich erhofft hatte. Ihren Weg, von der Bekanntgabe einer Bombendrohung, aus der SAP-Arena hinaus bis hin zum Auto, hielt Stefanie via Snapchat fest und lieferte so ein unmittelbares Bild der Situation vor Ort – sehr zur Freude der Presse, welche Giesingers Video bereitwillig aufnahm.

Berichterstattung der Zukunft: Wird Twitter geschlagen?

Nun verfügen zwar beide Applikationen, sowohl Snapchat als auch Periscope, über keine herausragenden Nutzerzahlen, jedoch liegt in diesem Fall genau darin ihre Stärke. Journalisten, Blogger und all jene, die auf eine schnelle und gezielte Informationsbeschaffung angewiesen sind, können beide Portale genau dafür nutzen. Twitter wird aufgrund seiner Größe zwar bis auf Weiteres Anlaufpunkt Nummer eins für Berichterstattung und Informationsbeschaffung bleiben, sollten Hashtags wie #GNTM den Informationsfluss jedoch stören, bieten sich Periscope und Snapchat an, dieses Problem adäquat zu umgehen. Diese herausragende Nischenfunktion werden beide Applikationen solange erfüllen können, wie sich der Nutzerzulauf in Grenzen hält. Betrachtet man die aktuellen Wachstumsraten beider Dienste, wird sich daran aber in absehbarer Zeit nichts ändern. Wieso sich gerade Snapchat und Periscope in diesem Bereich als äußerst nützlich erweisen werden, liegt vor allem an ihrer einfachen Bedienbarkeit, Verfügbarkeit und der Tatsache, dass  im Gegenzug zu vielen anderen Social Media Diensten Journalisten zu den Early Adoptern zu zählen sind.