Bei der „re:publica“ werden naturgemäß digitale Trends und Themen vorgetragen, besprochen und diskutiert. In diesem Jahr verriet schon ein Blick auf den Claim, worauf es ankommt – „Love out loud“ heißt es da. Und so wurde bereits bei der Begrüßung gesagt: „Viel Spaß bei der diesjährigen ‚re:publica‘ und Love, Love, Love!“

So wirklich überraschend war das vorgeschriebene Thema sicherlich nicht. Bei all dem politischen Populismus, der in den vergangenen Monaten immer weiter zugenommen hat und natürlich auch in den digitalen Medien gestreut wird. Bei all den internationalen Krisen, die weiterhin vor sich hinbrodeln – ein wenig Liebe kann man da gut gebrauchen. 

Passend dazu wurden auch die aktuellen Themen aufbereitet – im „re:publica“-Stil. In der Session „Darknet – Das Internet der Zukunft“ wurde zum Beispiel offen über Nach- und Vorteile des umstrittenen Netzes gesprochen. „Das Darknet ist ein digitales Dilemma: Einerseits Marktplatz für Drogendealer und Waffenhändler, andererseits aber auch Zufluchtsort für Dissidenten und Whistleblower in Ländern mit umfassender Internetüberwachung und -zensur.“ 

Claus Kleber stellt sich den Fragen des Publikums

Brisante Themen wurden also bei aller „Liebe“ nicht verdrängt, sie wurden offensiv angegangen. Weiteres Beispiel gefällig? Bei „Mit den Trollen ums Datenfeuer tanzen“ referierte Luca Hammer über seine (digitalen) Erfahrungen und Begegnungen mit Trollen. Bei seinen Twitter-Studien erkannte er klare Muster und auch Gruppierungen der User, die nicht nur provozieren möchten: „Schock und Regelverstöße stehen bei Trollen zwar im Fokus – es geht aber bei ihnen vor allen Dingen um (digitale) Macht.“ Dabei erklärte er auch, dass die Trolle seiner Erfahrung nach (und wie von vielen Usern angenommen) nicht politisch rechts, sondern vielmehr links einzuordnen seien.

Aktuelle Themen gab es also im Überfluss. Fehlen durften natürlich auch nicht die allseits bekannten „Fake News“. Dabei konnte die „re:publica“ auf einen echten VIP-Gast zurückgreifen: „heute“-Moderator Claus Kleber stellte sich zusammen mit zwei Kollegen den Fragen der rund 1000 Gäste in Halle 2 des Geländes. „Fake News sind für mich bewusst verfälschte Nachrichten, um jemanden zu schaden.“ Damit trenne sich diese Art der „Berichterstattung“ von Nachrichten, bei denen ein Fehler zu einem falschen Resultat geführt habe, oder gar von Satire ab. 

Kleber wirkte gut vorbereitet, zu jeder Zeit souverän. Allerdings kam man beim Auftritt der ZDF-Gruppe nicht daran vorbei, an eine gute inszenierte PR-Maßnahme zu denken: Das Logo („ZDF Fakten-Check“) prangte über die gesamte Diskussionszeit im Hintergrund auf der Leinwand – so richtig tiefgehend war die Frage-Antwort-Diskussion auch nicht. Der Stimmung auf der „re:publica“ tat das aber keinen Abbruch. „Love, Love, Love“ wurde also nicht nur kommuniziert, sondern auch vor Ort gelebt.